Vorgeschichte
In 1989/90 war ich als Spielertrainer für den Nordhessischen Verein Blockfrei Hofgeismar tätig. Im Dezember 89 kam der Wunsch auf, mit Eisenach als nächsten größeren Ort in der DDR, einen Kontakt zu finden, um dann in 1990 ein Freundschaftsspiel durchzuführen. Ich habe mich angeboten im Januar 90 „rüber“ zu fahren und den körperlichen Kontakt aufzubauen, der telefonische war bereits vorhanden. Mein Besuch im Januar war erfolgreich und wir haben dann ein Spiel Blau-Weiß Nord Eisenach gegen Blockfrei Hofgeismar vereinbart. Dieses Spiel sollte dann unter großer Kulisse als Vorspiel des Oberliga-Handballspiels, Magdeburg gegen Eisenach stattfinden (Oberliga in der DDR=1. Liga).
Hauptgeschichte
Dann kam der große Tag und ich bekam plötzlich aufgrund Erkrankungen im Unternehmen kein frei, sodass ich nachreisen musste Den Koffer vorgepackt im Kofferraum fuhr ich Mittags direkt los und steuerte einen damals häufigen Behelfsübergang in der Nähe von Eisenach an. Vor mir bereits eine Schlange von sicherlich 10-15 Autos, die sich nur langsam am Behelfscontainer/Baracke vorbeischlichen. Denn die Kontrollen wurden noch ernst genommen.
Als ich dann an der Reihe war, kam dann die übliche Aufforderung nach dem Reisepass. Als ich diesen in aller Selbstverständlichkeit präsentieren wollte, stellte ich fest, ich habe ihn vergessen. Daraufhin wollte mich der Grenzer nicht einfahren lassen. Es kam Stress auf und ich fing an zu verhandeln und ohne Ende zu quatschen, was eigentlich nicht meine Art ist. Nach ca. fünf Minuten, die Autoschlange hinter mir ist bereits recht lang geworden, sagte der Grenzer genervt, dann geben sie mir bitte Ihren Personalausweis. Als auch dieser nicht auffindbar war, reichten nun ca. 2-3 Minuten bis der Grenzer nur noch meinen Führerschein sehen wollte. Diesen bekam er auch. Nun muss man noch wissen, dass der alte graue Lappen sich im Original in der Wäsche aufgelöst hatte und ich nur noch einen „Ersatzführerschein“ besaß. Nun wurde der Grenzer förmlich und auch laut. Er war kurz vorm Überkochen und schrie mich dann an: „Haben Sie überhaupt irgendwelche gültigen Ausweispapiere und was wollen Sie eigentlich in der Deutschen Demokratischen Republik?“ Ich konnte dann nur kleinlaut erwidern: „Ich habe ein Volleyball-Freundschaftsspiel gegen Blau-Weiß Nord Eisenach organisiert und das findet gleich als Vorspiel des Handballspiels Magdeburg gegen Eisenach statt.“ Der Grenzer wurde schlagartig ruhig und forderte mich aber noch angespannt auf, mein Fahrzeug an der Baracke abzustellen und mit ihm mitzukommen. Nun wurde mir richtig murmelig. Wir gingen um die Baracke herum und betraten gemeinsam einen Raum der höchstens 1,5 m² groß war und mit einem Minitisch und zwei Stühle versehen war. Ohne einen Kommentar abzugeben nahm der Grenzer seine Schreibmaschine, legte irgendwas hinein und fing an mich nach meinen Namen und Herkunft auszufragen. Dann fragte er, ob ich 10 DM hätte, die ich ihm direkt gab. Dann holte er das Papier aus der Schreibmaschine, klebte kleine Marken ein, drückte einen wichtigen Stempel auf und übergab mir ein offizielles Dokument der DDR mit den Worten: „Letzte Woche habe ich auch gegen Blau-Weiß Nord Eisenach gespielt! Kann ich denn gleich noch vorbeikommen?“ Das Dokument welches ich erhielt, war eine Identitätsbescheinigung der Deutschen Demokratischen Republik, das ich quasi auf Ansage erhalten habe.
Da sage ich nur noch eins. Volleyball verbindet!
Ach ja, der Grenzer ist nach dem Spiel noch auf der Party aufgetaucht und sogar eine Flasche Weinbrand als Geschenk mitgebracht.